Prof. Dr. Dr. Klaus Peter Kohse (r.), Vorstandsvorsitzender des Freunde und Förderer der Universitätsmedizin Nordwest e.V., überreichte den gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Universität Oldenburg verliehenen Hermine Heusler-Edenhuizen-Preis an die Neurobiologin Dr. Sonja Mertsch. Foto: Daniel Schmidt / Universität Oldenburg
Oldenburg. Dr. Sonja Mertsch, Biologin im Department Humanmedizin an der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften der Universität Oldenburg und Leiterin des Labors für Experimentelle Ophthalmologie der Universitätsklinik für Augenheilkunde am Pius Hospital Oldenburg, ist mit dem Hermine Heusler-Edenhuizen-Preis ausgezeichnet worden. Damit würdigen die Medizinische Fakultät und der Verein der Freunde und Förderer der Universitätsmedizin Nordwest e.V. eine Veröffentlichung der Wissenschaftlerin im Fachmagazin „The Ocular Surface“. Mertsch berichtet dort über eine mögliche neue Behandlungsmethode einer seltenen degenerativen Erkrankung der Hornhaut des Auges.
Bei der sogenannten neurotrophen Keratopathie kommt es durch verschiedene Ursachen, beispielsweise einer Infektion des Auges oder systemischen Erkrankungen wie Diabetes, zu einer Schädigung der Hornhautnerven, so dass die Hornhaut von Betroffenen ihre Sensibilität verliert und ihre äußerste Schicht, das sogenannte Epithel, schnell Verletzungen erleidet. Geschwüre, absterbende Zellen und eine Perforation der Hornhaut können die Folgen sein. Langfristig kann die Krankheit zum Verlust des Sehvermögens führen.
In der nun ausgezeichneten Veröffentlichung zeigt Mertsch einen möglichen Weg auf, diese Regenerationskraft der Hornhautnerven zu verbessern. Sie hat mit einem Wirkstoff experimentiert, der das Enzym Rho Kinase (ROCK) hemmt. Diesen Hemmstoff hat Mertsch in umfangreichen Versuchen getestet und dabei ein verbessertes Wachstum der Nervenfasern in der Hornhaut beobachtet, wenn diese mit dem ROCK-Hemmer behandelt wurden.
Zurzeit steht Betroffenen dieser Krankheit nur eine kurative Therapieoption mit einem gentechnologisch hergestellten Wachstumsfaktor zur Verfügung, die aufgrund ihrer hohen Kosten ausschließlich in schwersten Fällen angewendet wird. Die Forschungsergebnisse von Mertsch und ihrem Team könnten den Weg für eine neue Behandlungsmethode eröffnen.
Sonja Mertsch studierte Humanmedizin, Biologie und Mathematik in Gießen und Münster, wo sie 2008 auch promovierte. Anschließend war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum Münster. Von 2015 bis 2018 leitete sie das Labor für Experimentelle Ophthalmologie an der Universitätsklinik Düsseldorf, bevor sie an die Universität Oldenburg wechselte. Hier leitet sie eine Arbeitsgruppe und hat das Labor für Experimentelle Ophthalmologie der Universitätsklinik für Augenheilkunde aufgebaut.
Der vom Verein Freunde und Förderer der Universitätsmedizin Nordwest gestiftete „Hermine Heusler-Edenhuizen-Preis“ ist nach der ersten in Deutschland niedergelassenen Frauenärztin benannt und wird einmal pro Semester für eine herausragende Fachpublikation verliehen. Auf Vorschlag der Forschungskommission entscheidet die Medizinische Fakultät gemeinsam mit dem Verein über die Vergabe. Zu den Auswahlkriterien zählen unter anderem die wissenschaftliche Qualität der eingereichten Publikationen und das Maß der interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb der Fakultät oder mit dem Kooperationspartner auf niederländischer Seite, dem University Medical Center Groningen.
Oldenburg. Daniel Hölle und Juan Felipe Quiñones Sánchez, Doktoranden im Department für Psychologie der Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften an der Universität Oldenburg, sind mit dem „Hermine Heusler-Edenhuizen Preis“ ausgezeichnet worden. Die Medizinische Fakultät und der Verein der Freunde und Förderer der Universitätsmedizin Nordwest e. V. würdigen damit Publikationen der beiden Nachwuchswissenschaftler in international angesehenen wissenschaftlichen Zeitschriften.
Neuropsychologe Daniel Hölle veröffentlichte im Magazin „Behavior Research Methods“ eine Studie seines Teams, bei der durch Geräusche verursachte Signalübertragungen im Gehirn ganz bewusst nicht unter Laborbedingungen, sondern im Alltag der Probanden aufgezeichnet wurden. Wichtigstes Element des Versuchsaufbaus war ein Smartphone. Dieses Gerät erzeugte akustische Signale und zeichnete die dadurch verursachten elektrophysiologischen Aktivitäten des Gehirns über Sensoren am Ohr der Probanden auf. So gelang es zum ersten Mal, solche Hirnaktivitäten für eine Dauer von sechs Stunden im Alltag zu dokumentieren. Damit zeigen die Wissenschaftler: Neurosensorische Prozesse im Gehirn sind auch außerhalb des Labors erforschbar.
Hölle hat die Forschungsarbeit als Mitglied der Arbeitsgruppe „Neurophysiologie des Alltags“ von Dr. Martin Bleichner verfasst, die im Rahmen des renommierten Emmy Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird.
Der ebenfalls ausgezeichnete Neuropsychologe Juan Felipe Quiñones Sánchez beschreibt im Fachmagazin „NeuroImage“, dass die Fähigkeit, Gesichter zu erkennen, sowohl von der genetisch determinierten Veranlagung eines Menschen als auch von umweltbedingten Einflüssen abhängt. Zu diesem Ergebnis kamen Quiñones Sánchez und sein Team, nachdem sie bei rund 400 Zwillingen mit Hilfe spezieller MRT-Gehirnscans die Fasern von Nervenbahnen der sogenannten Weißen Substanz untersucht hatten, die für die Gesichtserkennung verantwortlich sind. Die Qualität dieser Fasern zeigte sich stärker von Umweltfaktoren beeinflusst als die Qualität der Hauptfasern der übrigen Weißen Substanz im menschlichen Körper.
Juan Felipe Quiñones Sánchez arbeitet und forscht in der Abteilung Psychologische Methodenlehre und Statistik unter der Leitung von Prof. Dr. Andrea Hildebrandt.
Freunde und Förderer der Universitätsmedizin Nordwest e.V.
c/o Prof. Dr. med. Dr. Klaus P. Kohse
Kurt-Schumacher-Straße 18
26131 Oldenburg
Datenschutz |
Impressum